Sollten die Bayern Robert Lewandowski abgeben, um die Chancen auf die Champions League zu erhöhen?

Nicht erst seit dem Wechsel von Neymar zu Paris Saint-Germain für 222 Millionen Euro scheint auf dem internationalen Transfermarkt nichts mehr unmöglich zu sein. Teils verrückte Ablösesummen für vergleichbar durchschnittliche Fußballer machen die Stars umso teurer. Alle Sommermonate wieder sprießen deshalb die Spekulationen ins Bodenlose, so auch 2018 wieder. Diverse Gerüchte schrieben zuletzt Robert Lewandowski von Madrid bis nach London – trotz klarer Bayern-Dementis. Sollte der deutsche Rekordmeister ihn trotzdem abgeben, erhöhen sich damit vielleicht gar die Chancen auf den großen Wurf in der Champions League?

Wo liegt das Motiv Lewandowskis und was benötigt Bayern, um den Spieler abzugeben?

Die Idee klingt erst einmal etwas seltsam. Warum sollte man einen Stürmer abgeben, der seit seiner Ankunft im Sommer 2014 in 195 Pflichtspielen für den FC Bayern 151 Mal ins Schwarze traf? Der obendrauf noch 35 Treffer vorbereitete und dabei zweimal Bundesliga-Torschützenkönig wurde? Angesichts seiner Statistiken und Erfolge ist es klar, dass es einige Interessenten für Robert Lewandowski gibt. Diese müssten in der Theorie erst einmal in der Lage sein, das nötige Kleingeld für einen der besten Stürmer der Welt aufzubringen. Dass dies für Real Madrid, Chelsea, Manchester United und Co. kein Problem darstellen würde, ist gegeben. Doch hilft es auch dem FC Bayern weiter, seinen besten Torjäger der letzten Jahre abzugeben? Grundsätzlich handelt es sich um ein zweischneidiges Schwert, bei dem alle Seiten beleuchtet werden müssen. Der Spieler betonte bei seinem lange feststehenden Wechsel von Dortmund nach München vor allem die Tatsache, dass er gerne die Champions League gewinnen möchte. Dass dies unter Guardiola, Ancelotti und auch Heynckes nicht gelang, muss nicht gegen den Klub sprechen. Schließlich war es Real Madrid, das zuletzt dreimal in Folge triumphierte und dabei unter anderem auch von viel Glück gegen den FCB profitierte. Die Münchner waren oftmals nah am Finale dran, um schließlich im letzten Moment zu scheitern. Mit einer Betway Quote von 6,00 ist der FCB nach Barcelona am 14. Juni noch immer der favorisierte Verein und liegt gar vor Dreifach-Sieger Madrid. Weshalb deshalb ein Transfer nach Chelsea in Frage kommen sollte, das angeblich als einziger Verein ein offizielles Angebot unterbreitet haben soll, erschließt sich nicht. Schließlich haben sich die Londoner durch eine schwache Saison gar nicht für die Königsklasse qualifiziert.

Womöglich liegen die Interessen Lewandowskis, der seit Jahren von seinen Beratern auf das Glatteis geführt wurde, gar nicht so sehr im sportlichen, sondern eher im finanziellen Bereich. Für den FC Bayern ergibt ein Transfer des Stürmers weg aus der Allianz-Arena nur Sinn, wenn zugleich eine passende Alternative auf dem Markt ist. Ein Top-Stürmer seiner Güteklasse ist bei allem Respekt für viele andere Spieler nur schwer zu finden. Bei einem möglichen Verkauf nach Paris könnte beispielsweise ein Edinson Cavani nach München kommen, doch ob dieser daran Interesse hätte, ist eine andere Geschichte. Ein Sturm ausschließlich mit Sandro Wagner ist trotz dessen guten Vorstellungen in der Rückrunde ausgeschlossen.

Wie kann Bayern von einem Verkauf spielerisch profitieren?

Ein Fußballspiel wird bekanntlich durch Tore entschieden. Je mehr ein Spieler davon schießt, desto besser ist es also für ein Team. Im Fall Lewandowski kam in der Rückrunde jedoch viel Kritik an seinen Leistungen in den wichtigen Spielen auf. Zu schwach war er wieder einmal gegen Real Madrid, wo er völlig kaltgestellt war und seine einzige Chance kläglich vergab. Vielleicht kann also Bayern mit passendem Ersatz durchaus eine Chance wahrnehmen, sein Spiel so zu verändern, dass weitere Prozentpunkte zum absoluten Erfolg herausgeholt werden? Es ist allemal eine Möglichkeit, da sich Lewandowski in seiner Zeit in München zum typischen Strafraumstürmer entwickelte, während er zuvor in Dortmund auch noch wie damals von Spox erklärt im offensiven Mittelfeld bzw. als hängende Spitze hinter Lucas Barrios auflief. Ein solcher Strafraumstürmer muss vor dem Tor jedoch eiskalt sein, wenn er keine allzu besonderen anderen Qualitäten einbringt, wie es vielleicht ein Timo Werner mit seiner Geschwindigkeit tut. Ein kombinationssicherer, spielerisch noch stärkerer Stürmer mit etwas höherer Geschwindigkeit könnte schwer zu finden sein, doch vor allem all jene, die gerne einmal auf die Flügel ausweichen, sorgen für höhere Flexibilität im Angriffsspiel. Alle Flügelspieler der Bayern sind ohne Zweifel auch in der Lage, eine zentralere Rolle einzunehmen, während Thomas Müller oder James Rodríguez ebenfalls einmal auf den Flügel gehen können. Für den Gegner würde sich damit eine nochmals schwerer auszurechnende Formation bilden, die bei taktisch kluger Ausführung entsprechend für höhere Gefahr sorgen könnte.

Ob es letztlich so kommt, bleibt abzuwarten. Angesichts der Aussagen der Vereinsverantwortlichen ist ein Verkauf quasi ausgeschlossen, doch wenn erst einmal ein entsprechend hohes Angebot durch die Tür flattert, könnte man sich vielleicht doch anderswo umsehen und die Chance auf höhere Unberechenbarkeit nutzen, selbst wenn der neue Stürmer vielleicht fünf Bundesliga-Tore pro Saison weniger erzielt.