Ticketpreise im Fußball: Bundesliga-Tickets günstig im Vergleich zur Premier-League

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Endlich nimmt der Fußball erneut seinen gewohnten Gang und der Stadionbesuch ist wieder möglich, die finanziellen Verluste der Vereine aufgrund ausgefallener Spiele sind jedoch erheblich. Müssen die Fans also jetzt mit noch teureren Ticketpreisen rechnen? Und wie sehen die Kosten überhaupt im Vergleich der Ligen aus? Ist die Bundesliga geradezu günstig im Vergleich zur englischen Premier-League?

Wer sich über die Preise für den Besuch eines Bundesligaspiels oder auch eine Dauerkarte beschweren möchte, ist in der Tat angeraten einen Blick auf die europäischen Ligen und insbesondere nach England zu werfen. Die deutschen Vereine können dabei nämlich diverse Pluspunkte verbuchen: hochmoderne Stadien mit guter Infrastruktur und in der Vergangenheit zudem weitgehend ausgelastete Arenen. Der Grund dafür: die Kosten sind nach wie vor im moderaten Bereich, zumal es hier – anders als in englischen Arenen – nach wie vor auch günstige Stehplätze gibt. Doch auch bei den Bundesliga-Vereinen gibt es erhebliche Unterschiede in Sachen Ticketpreisen: der VfL Wolfsburg hat dabei das preiswerteste Angebot, mit 145 Euro für eine Stehplatz-Saisonkarte bis hin zu 440 Euro für die teuerste Sitzplatzkategorie. Der FC Bayern rühmt sich zwar im Vergleich zu anderen europäischen Top-Vereinen relativ erschwinglich zu sein, Bayern-Fans müssen pro Saison jedoch 145 Euro für eine Stehplatz-Dauerkarte und sogar 765 Euro für die besten Sitzplätze hinblättern.

Bei der Premier-League geht es jedoch tatsächlich noch weitaus exklusiver zu, zumal man hier seit Mitte der 90er Jahre keine Stehplätze mehr erlaubt hatte. Grund dafür war offiziell nicht Geldgier, sondern Bedenken um die Sicherheit: ausschlaggebend für diese Entscheidung war die Katastrophe im Hillsborough-Stadium 1989, als es beim Spiel des FC Liverpool gegen Nottingham Forest wegen Überfüllung zur Massenpanik kam und zahlreiche Fans erdrückt wurden, 97 Todesopfer lautete die schreckliche Bilanz. Zur gleichen Zeit wurde jedoch die Premier-League geboren, und das Gesicht des englischen Fußballs wandelte sich – von einem „Spiel der Arbeiterklasse“ zum „internationalen Milliardengeschäft“, wie die Sportschau in einem Artikel die Entwicklung beschreibt. War das Unglück also ein willkommener Anlass, um die günstigen Sitzplätze abzuschaffen und die Fans für Sitzplätze erheblich zur Kasse zu bieten?

Zwischen der Saison 1980/90 und 2017 stiegen beispielsweise die Ticketpreise bei Manchester United um über 900 Prozent – von 3,50 Pfund für einen Stehplatz auf 36 Pfund für den günstigsten Sitzplatz. Absoluter Spitzenreiter in Sachen Premiere-League Saisontickets ist derzeit Arsenal – umgerechnet 2.721 Euro müssen die Anhänger für die teuerste Sitzplatzkategorie berappen. Auch wenn die anderen englischen Vereine etwas günstiger sind – mit rund 30 Pfund (umgerechnet 40 Euro) pro Stadionbesuch muss man beim Stadionbesuch immer rechnen. Am günstigsten kommt man bei Leicester City davon – hier gibt es einen Sitzplatz für umgerechnet 30 Euro.

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Ist dies der Grund dafür, dass sich die englischen Stadien auch nach Wiederaufnahme der Spiele nicht füllen wollen? Nach dem 19. Juli – in England als „Freedom Day“ gefeiert, dürfen die Arenen hier wieder vollbesetzt werden, mit einigen freien Plätzen am Spielfeldrand und einer roten Zone, die Profis und offiziellen Gästen vorbehalten ist. Anders sieht es in der Bundesliga aus, wo nach wie vor strengere Auflagen gelten. Der FC 1. Union Berlin beispielsweise erhielt eine Sondergenehmigung, der zufolge deren Heimspiel-Stadion zu 50 Prozent, also mit 11.006 Zuschauern gefüllt werde darf – und dennoch verkaufte sich deren Startspiel der Bundesliga gegen den FC Leverkusen nicht aus.

Der Grund dafür wird in der veränderten Einstellung der Fans zu Live-Fußballereignissen vermutet. Immerhin hat man sich in den vergangenen Monaten daran gewöhnt, Spiele per TV zu verfolgen. Das Ereignis war somit nicht nur sicher, sondern auch bequem und eben günstiger. Ein weiterer Trend ist die zunehmende Beliebtheit von Fußball Live-Wetten, die das Spielerlebnis noch interaktiver und spannender machen. Diese können bequem vom Computer oder per mobiler App über das Smartphone abgegeben werden – konzentrierter geht das natürlich von der heimischen Couch aus, wobei man zudem Chancen auf Geldgewinne hat, statt für Tickets tief in die Tasche greifen zu müssen.

Macht der Besuch im Stadion unter den aktuellen Bedingungen überhaupt noch Spaß? Immerhin macht nicht nur das Spiel selbst das Erlebnis aus, sondern auch das gesellige Zusammensein mit Gleichgesinnten, das Treffen mit Bekannten, das Feiern davor oder danach bei einem Bier in der Kneipe. Stattdessen muss jetzt Distanz gehalten werden, zudem hat jedes Bundesland andere Bestimmungen, was Tests und Impfnachweis betrifft. Darüber hinaus gelten die politischen Vorgaben nach wie vor als unbeständig – wer will schon im Voraus Geld ausgeben und Gefahr laufen, dass das Stadium zum Zeitpunkt dann nicht besucht werden kann oder sich Regeln für den Besuch geändert haben?

Nicht nur der 1. FC Union Berlin bleibt auf seinen Tickets sitzen. Das Saison-Eröffnungsspiel zwischen dem FC Bayern München und Borussia Mönchengladbach am 13. August verkaufte sich ebenfalls nicht aus, und auch Borussia Dortmund vermeldete vor dem Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt man gebe die Karten zum freien Vorverkauf frei, da sich unter den Mitgliedern des BVB offensichtlich nicht ausreichend Abnehmer fanden.

Die zögerliche Rückkehr der Fans, gepaart mit den hohen Kosten, mag auch der Grund dafür sein, dass die Premier-League jüngst bekanntgab in Zukunft wieder Stehplätze zuzulassen. Am 22. September gab die Sports Grounds Safety Authority (SGSA) grünes Licht dafür, dass sowohl die Clubs der Premier-League wie auch der zweitklassigen Championship ab dem 1. Januar 2022 eine bestimmte Anzahl an Stehplätzen anbieten dürfen. Diskutiert wurde dies seit Jahren, die aktuelle Finanzkrise der Vereine mag jedoch dazu beigetragen haben, diese Entscheidung zu treffen und damit weniger betuchte Fans in Stadion zu locken, die ab dem kommenden Jahr in mit Klappsitzen ausgerüsteten Bereichen auf speziell zugewiesenen Stehplätzen wieder live dabei sein können.